Egal, wo Texte veröffentlicht werden – ob im Internet oder auf Papier – nie geht es nur darum, die richtigen Wörter zu finden. Sprache funktioniert nur, wenn sie gut strukturiert ist. Struktur sorgt dafür, dass aus einer Aneinanderreihung von Buchstaben Wörter, Sätze und Texte werden. Genauso wichtig wie die Buchstaben selbst sind dabei weggelassene oder ergänzte Zeichen: Leer- und Satzzeichen, Absätze und Linien, Fett- und Kursivschrift ¬– und natürlich Überschriften, Abschnitte und Kapitel.
Texte brauchen Luft
OhneWeißraumließensichTextenurschwerlesen.
Genauso, wie Pausen die Produktivität erhöhen, verbessert richtig eingesetzter Weißraum die Lesbarkeit entscheidend. Was jeder nachvollziehen kann, der sich durch Sätze ohne Wortzwischenräume arbeiten muss, das wird interessanterweise oft verkannt, wenn es um leere Zeilen, Abstände zwischen Textteilen oder weiße Flächen auf einer Druckseite geht. Layouter und Designerinnen können ein Lied davon singen, wie viel Überzeugungsarbeit manchmal vonnöten ist, wenn es um die Frage geht, wie viel Text denn nun auf eine Seite passt.
Vertraut man ihren geschulten Augen, führt das dazu, dass ein Text mehr Papier braucht oder dass Internetleser mehr scrollen müssen. Zugegeben, das hört sich nach einem vermeidbaren Nachteil an. Sicher haben Sie jedoch alle ein Beispiel für eine Bleiwüste im Sinn und stimmen mir vielleicht zu, wenn ich sage: Nur leidensfähige Menschen schaffen es, sich durch dichtgedrängten Text zu quälen, der keinen Platz für Weißraum hat und auf jegliche Struktur verzichtet. Viel bleibt vom so Präsentierten nämlich nicht hängen.
Die Magie der Zeichen
Satzzeichen sind enorm wichtig, sie können sogar Leben retten. Schwer zu glauben, aber hier kommt der Beweis: „Komm, wir essen Opa!“ meint nicht dasselbe wie „Komm, wir essen, Opa!“. Die Verständlichkeit leidet mit, wenn Kommas, Punkte und Gedankenstriche unterschlagen werden. Und manchmal spielen die Nebenzeichen sogar die Hauptrolle, wenn sie ein Teil von Logos sind oder farbig Überschriften, Abschnitte oder Kapitel markieren. Mit Zeichen lässt sich also zaubern – nicht nur ein Lächeln aufs Gesicht, falls es schiefgeht, sondern auch Aha-Erlebnisse, wenn es besonders gut gelingt.
Gliedern, strukturieren, hervorheben
Überschriften und Zwischenüberschriften sind die augenfälligsten Gliederungselemente. Sie unterteilen den Text in Kapitel, Abschnitte und Absätze – und zwar nach inhaltlichen Gesichtspunkten. Bringen Sie Ordnung in ihre Gliederung und nummerieren Sie die Überschriften aufsteigend. Überschrift 1 ist die größte, Überschrift 6 die allerletzte. Mehr Überschriftenhierarchien verwirren.
Beim Strukturieren helfen Aufzählungen und Weißräume, denn Listenpunkte, die nicht durch Zeilenumbrüche getrennt werden, sind Schlangensätze. In solchen Sätzen verliert man schnell die Orientierung. Man sollte es mit Listen und Aufzählungen jedoch auch nicht übertreiben. Denn der Lesespaß kann leiden, wenn der Text wie eine Excel-Tabelle daherkommt.
Ein Text enthält viele Wörter, manche transportieren Kernaussagen. Es hilft beim Verstehen, wenn man auf den ersten Blick erkennt, dass es sich um die Flaggschiffe des Textes handelt. Dazu muss man keine kleinen Fähnchen an die Wörter malen, eine Hervorhebung reicht völlig. Man kann Wörter auf unterschiedliche Weise hervorheben:
- durch Veränderungen im Schriftschnitt: Fettungen, Kursivstellungen, Unterstreichungen, Einfärbungen
- durch eine andere Schriftart: mit Serifen statt ohne, nur Kapitälchen statt Groß-und-Klein-Buchstaben, weit oder condensed, handgeschrieben oder Typeletters
Grafische Layoutelemente
Durch Linien, Kästen, Tabellen, Marginalien, Kolumnentitel und Grafiken, lassen sich Texte grafisch anreichern – oft ohne großen Aufwand, dafür mit durchschlagender Wirkung.
Denn ein Text, der in einem Kasten platziert ist, wird als bedeutsam wahrgenommen.
Denn ein Text, der in einem Kasten platziert ist, wird als bedeutsam wahrgenommen. |
Texte, die außerhalb des Fließtextes platziert werden, wie Kolumnentitel (fassen den Inhalt einer Seite zusammen) oder Marginalien (fassen den Inhalt eines Textabschnitts zusammen), tragen dazu bei, dass man sich in langen Texten leichter orientieren kann.
Illustrationen liefern Beispiele, veranschaulichen Sachverhalte oder sorgen für Unterhaltung – tragen also sehr dazu bei, dass ein Text gerne gelesen wird: die Voraussetzung dafür, dass Verstehen erst möglich wird.
Zum guten Schluss: Tabellen fassen das zuvor Gesagte zusammen und liefern die Essenz.
Grafische Gestaltungsmöglichkeit | Typ | Wirkung |
Weißraum | Leerzeichen, Leerzeilen, Gestaltungsweiß | Schafft Platz |
Satzzeichen | Punkt, Komma, Gedankenstrich, Ergänzungsstrich, | Sinnvolle Pausen, Betonungen, Bedeutungen |
Ausrufezeichen, Fragezeichen, Doppelpunkt, Semikolon | ||
Überschriften | Titel, Überschriften der Ordnung 1–6, Zwischenüberschriften | inhaltliche Gliederung |
Aufzählungen | nummerierte, unnummerierte | Ordnung |
Hervorhebungen | Schriftschnitt, Schriftart | Markierung |
Linien/Kästen | Textunterteilungen durch Linien, Texthervorhebungen durch Kästen | Ordnung, Hervorhebung |
Tabellen | Übersicht, Ordnung | |
Texte außerhalb des Satzspiegels | Marginalien, Kolumnentitel, Bildunterschriften | Orientierung, Ordnung |
Illustrationen/Grafiken | Comic, Foto, Zeichnung, Animation, Video | Anreicherung |